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Warum in Burkina Faso die Nachfrage nach Bioprodukten steigt

Die landwirtschaftliche Produktion in den Sahel-Ländern wird aufgrund der steigenden Fragilität der Region zunehmend schwieriger. Traditionelle Anbaumethoden werden dem steigenden Bedarf nicht mehr gerecht. Um diese Herausforderungen anzugehen, unterstützt E-CHANGER in Burkina Faso den CNABio bei der Förderung von biologischen und agrarökologischen Anbaumethoden.

Sara Ryser
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Die Personelle Entwicklungszusammenarbeit von E-CHANGER ist spezialisiert auf die Stärkung der Kapazitäten und die Zusammenarbeitet mit Partnerorganisationen in den Ländern des Südens. Seit 2002 ist E-CHANGER in Burkina Faso aktiv, ein Land, dessen Sicherheitslage sich in den letzten Jahren stetig verschlechtert hat und das heute 85,9 von 120 Punkten beim Fragile State Index aufweist.

Die ebenfalls instabile Lage in den Nachbarländern Mali, Tschad und Niger, eine steigende Anzahl von intern vertriebenen Personen aufgrund von interethnischen Konflikten und terroristischen Aktivitäten von fundamentalistischen, bewaffneten Gruppen, wachsender demografischer Druck auf die Ressourcen und schwache staatliche Strukturen tragen zur Instabilität des westafrikanischen Lands bei. Aber auch die zunehmende Armut und die Folgen des Klimawandels tragen zur Fragilität von Burkina Faso bei.

Aufbau eines nationalen Marktes für biologische Produkte

Neben dem Klimawandel hat auch der massive Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut in Burkina Faso zu einer Verschlechterung der Umweltbedingungen, zum allmählichen Verschwinden traditioneller Sorten und zu einer Abhängigkeit der Landwirt:innen vom neuen Saatgut geführt. Um dieser für Mensch und Umwelt schädlichen Entwicklung etwas entgegenzusetzen, wurde 2011 der Conseil National de l’Agriculture Biologique (CNABio) gegründet. Sein Ziel ist es, die ökologische Landwirtschaft zu fördern, einen nationalen Markt für biologische Produkte aufzubauen und die verschiedenen Akteur:innen untereinander sowie mit den Konsument:innen zu vernetzen.

Diese Aktivitäten tragen dazu bei, das Einkommen der Kleinbauern und Kleinbäuerinnen zu verbessern, während gleichzeitig die natürlichen Ressourcen geschont werden. Die vom CNABio geförderte Agrarökologie verringert die Wasserverschmutzung, erhöht die Bodenfruchtbarkeit und produziert chemie- und giftfreie Lebensmittel.

Obwohl der CNABio erst zehn Jahre jung ist, hat er bereits viel erreicht. Der Dachverband hat heute fast achtzig Mitglieder, die sich alle der Förderung der Agrarökologie und der biologischen Landwirtschaft verschrieben haben. Er bietet Schulungen an, um die Kapazitäten seiner Mitglieder zu stärken und betreibt Lobbyarbeit bei den Behörden. Mit Erfolg: Dank dem CNABio wurde im Landwirtschaftsministerium von Burkina Faso ein Focal Point für Agrarökologie eingerichtet und die Regierung ist dabei, eine nationale Entwicklungsstrategie zur Förderung der Agrarökologie zu erarbeiten. Zudem haben viele landwirtschaftliche Ausbildungsstätten agrarökologische Anbaumethoden in ihre Lehrpläne aufgenommen oder sind dabei, dies zu tun. Was Clémence Samba/Lankouandé, Koordinatorin des CNABio, besonders freut: «Als wir vor zehn Jahren mit unserer Arbeit angefangen haben, waren biologische und agrarökologische Anbaumethoden in der burkinischen Bevölkerung noch kaum bekannt. Heute ist die Nachfrage nach biologischen und agrarökologischen Produkten auch auf nationaler Ebene hoch, weil den Konsument:innen die Vorteile einer gesunden Ernährung und der nachhaltigen Produktion bewusst sind.»

Das erste burkinische BIO-Label

Die wahrscheinlich wichtigste Errungenschaft des CNABio ist die Entwicklung und Operationalisierung des Labels BioSPG, das die Bio-Qualität der agrarökologischen Produkte der zertifizierten Produzent:innen bescheinigt. Es ist der erste nationale Standard für ökologische Landwirtschaft und eines der ersten Bio-Labels in Westafrika. Die Norm setzt voraus, dass die Landwirtschaft möglichst ressourcenschonend geschieht, indem nach den Prinzipien der Fruchtfolge angebaut wird und nur organische Düngemittel verwendet werden; synthetische Pestizide oder chemischer Dünger sind genauso ver boten wie gentechnisch veränderte Sorten. In den letzten Jahren konnten viele neue Produzent:innen für das BioSPG-Label gewonnen werden, auch dank der Unterstützung von René Emmenegger, der zwischen 2017 und 2020 mit E-CHANGER einen Fachpersoneneinsatz leistete. Heute sind 410 Produzent:innen an 36 Standorten zertifiziert, was einer Fläche von über achtzig Hektaren entspricht.

Cheik Bambara ist diplomierter Ingenieur für ländliche Entwicklung und ist spezialisiert auf die Unterstützung von Bauernorganisationen. Er führt die Arbeit von Emmenegger weiter: «Ich arbeite seit 2020 beim CNABio, um das BioSPG-Label zu fördern und zu verbessern und unterstütze die zertifizierten Produzent:innen bei der Vermarktung ihrer Produkte. Ein grosser Teil unserer Landwirt:innen konnte ihre Produktion erheblich steigern und das Label verschafft ihnen einen Marktvorteil. Es ist schön zu sehen, dass meine Arbeit dazu beiträgt, die Ernährungssouveränität und das Einkommen der Landwirt:innen zu verbessern.»

Der CNABio will sich nicht auf seinem bisherigen Erfolg ausruhen, sondern seine Tätigkeiten auf weitere Teile des Landes ausweiten und möglichst viele Landwirt:innen einerseits und Konsument:innen andererseits vom Mehrwert des BioSPG-Labels überzeugen. Denn es ist noch ein langer Weg, bis sich Burkina Faso von Pestiziden und chemischem Dünger verabschiedet. Agrarökologische Anbaumethoden tragen jedoch dazu bei, die Resilienz der burkinischen Bevölkerung auf ökonomischer und ökologischer Ebene zu stärken, damit sie besser mit der steigenden Fragilität umgehen können und wieder mehr Perspektiven haben.

Das Programm von E­CHANGER in Burkina Faso wird von der DEZA (EDA) mitfinanziert, im Rahmen des institutionellen Programms von Unité.

Mehr Informationen zum CNABio finden Sie >> hier.

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